„Da muß man ja sogar für das Essen bezahlen..."
- Mein zweiter Aufenthalt bei den Huaorani im Januar 2001 -

und erfahre, daß wir heute abend um 22 Uhr am Büro der Acción Amazonía sein sollen, wo uns ein Fahrer abholt, um uns in die Dschungelstadt Coca zu bringen. In diesem Jahr reise ich mit zwei Touristinnen, Christine aus Berlin und Kristen aus der Nähe von Pittsburgh. Kristen bekommt einen eigenen Dschungelführer von einem ecuadorianischen Reiseveranstalter zur Seite gestellt, Ghazy erklärt sich nach einigem Zögern bereit, die Verantwortung für Christine zu übernehmen.

Uns bleiben nur etwa sechs Stunden, um unsere Ausrüstung zu vervollständigen und letzte Besorgungen zu machen, und so mache ich mich direkt auf den Weg, einen Rucksack und letzte Ausrüstungsgegenstände wie Batterien, wasserdichte Taschen usw. zu besorgen, während Ghazy es vorzieht, noch ein paar Stunden Schlaf einzufangen.

Wir finden uns pünktlich zur verabredeten Zeit beim Büro der Acción ein, auch Kristen und Santiago, ihr Dschungelführer, sind bereits da und unser gemeinsamer Fahrer folgt wenige Minuten später. Allerdings gibt es ein Problem: Kristen und Santiago haben soviel Gepäck dabei, daß der Van hoffnungslos überladen ist, nachdem unser aller Ausrüstung endlich verstaut ist.

Christian, unser Fahrer, will dennoch gerade losfahren, als der Besitzer des Wagens auftaucht und uns unmißverständlich klar macht, daß dieser Wagen keinen Meter und erst recht nicht über die Dschungelpiste nach Coca fahren wird. Er verspricht, einen zweiten Wagen samt Fahrer zu organisieren, was allerdings etwa eine Stunde in Anspruch nehmen und zusätzliche Kosten verursachen wird. Wir erklären uns ohne langes Palaver einverstanden, nicht nur, weil wir ohnehin keine Alternative haben, sondern auch, weil Ghazy ebenfalls der Ansicht ist, daß wir es mit diesem Wagen unmöglich bis Coca schaffen werden.

Wir nutzen die Wartezeit, um uns in einem nahegelegenen Kiosk mit Pizza und Tee zu stärken und tatsächlich fährt gegen 23 Uhr ein zweiter Van vor dem Büro der Acción vor. Wir verteilen das Gepäck auf die beiden Autos, was weitere 50 Minuten in Anspruch nimmt und fahren kurz vor Mitternacht dann endlich los. Kristen ist von dieser Verzögerung alles andere als begeistert und ich rede als der beste Englischsprachige unserer Gruppe beruhigend auf sie ein, daß sie sich an solcherlei Verzögerungen besser schon einmal gewöhne und erzähle von unserer Drei-Tage-Verspätung des eben erst beendeten Anden-Trips. Wir seien jetzt auf „Huaorani Time", füge ich noch an, und daß die Indios es auch nicht so genau mit der Zeit nähmen. Kristen, ohnehin faszniert von den Huaorani, schaltet schnell und paßt sich der neuen Situation umgehend an, indem sie sich erstmal ein Päckchen Zigaretten kauft; das erste seit über zwei Jahren, wie sie etwas wehmütig anfügt...

Unsere fast zweistündige Verspätung wirft allerdings nach rund 30 Minuten Fahrtzeit bereits das nächste Problem auf: Patricio, unser Koch vom vergangenen Jahr, lebt in einem dreckigen Vorort von Quito - keiner weiß allerdings so recht, wann er sich wo aufhält und so hatte Sofia ihm gesagt, er solle ab 22 Uhr an einer Tankstelle an einer Ausfallstraße auf uns warten.

Der ansonsten recht zuverlässige Quichua-Indianer ist allerdings nicht (mehr) da. Wir warten rund eine halbe Stunde auf ihn, hupen mit unseren beiden Autos die kompletten Slums wach, aber er taucht nicht auf. Nach kurzer Beratschlagung beschließen wir, die Fahrt ohne ihn fortzusetzen, schon der eigenen Sicherheit wegen, um von den aufgeweckten Bewohnern nicht „gelyncht" zu werden... Wir haben alle Lebensmittel dabei, lediglich den Kocher und die Gasflasche hätte er mitbringen sollen. Wir beschließen, diese Dinge in Coca zu organisieren und hoffen insgeheim, daß Patricio vielleicht so schlau war, allein nach Coca zu reisen und dort auf uns zu warten.

Wir fahren die ganze Nacht über durch, um unsere mittlerweile fast dreistündige Verspätung zumindest teilweise wieder aufzuholen, mit einer kurzen, aber wichtigen Unterbrechung: Christian, der Fahrer unseres Vans (der ein

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