Huaorani-Hintergrund
- Was sie denken, was sie wollen -

Die Huaorani leben traditionell absolut selbständig -- jedwede Einflüsse von außen haben sie über die Jahrhunderte hinweg weitestgehend feindlich abgewehrt: sowohl ihre traditionellen indigenen Feinde (die Shuar und die Quichua -- in der Quichua-Sprache werden die Huaorani „Auca" genannt, was soviel wie „Wilder" oder „Barbar" bedeutet), in früheren Jahrhunderten die Inka, die spanischen Eroberer, später dann die ecuadorianische wie die peruanische Armee, die „Gummibarone", die Goldsucher, die von der ecuadorianischen Regierung entlang der „Via Auca" (allein der Name der Straße ist eine Beleidigung für jeden Huaorani!)angesiedelten Einwanderer: sie alle haben sich an den Huaorani mehr oder weniger „die Zähne ausgebissen".
Gerade noch rechtzeitig haben die Huaorani erkannt, daß die Ölgesellschaften (neben der staatl. ecuadorianiscen Ölgesellschaft „Petroecuador" fielen und fallen hier vor allem Shell, elf und Texaco negativ auf) jedoch ein weitaus mächtigerer Feind sind, als sie jemals einen hatten. Ein wenig hin- und hergerissen zwischen Stolz und Furcht haben sie sich schließlich dazu entschieden, sich im Kampf gegen diese neue Art von Feind der Hilfe von außen nicht mehr zu verschließen.

Sozialstruktur und ihre Gefährdung durch Missionare
Die Huaorani kennen keinen klassischen „Häuptling". Jedem Dorf steht ein „Presidente" vor, der sein Amt jedoch in regelmäßigen Abständen an einen Nachfolger abgibt. Mehrere Dörfer bilden eine Siedlung, die einzelnen Dörfer liegen ein bis zwei Tagesmärsche voneinander entfernt. Im Kriegsfall oder bei Nahrungsmangel weichen die Huaos in eins der Nachbardörfer aus. Da die einzelnen Dörfer ansonsten unabhängig voneinander leben, hat sich nie eine permanente „Oberschicht" gebildet. Führerschaft gibt es immer nur für eine bestimmte Aufgabe; ist diese Aufgabe gelöst, erlischt damit auch die Führerschaft: man ist geneigt zu sagen, daß die Huaorani den perfekten Kommunismus leben (im Sinne von „Kommune"), wenngleich sie von den verschiedenen Missionarsgruppen erzählt bekamen, daß Kommunisten böse Menschen seien und nach „ihrem Tod nicht in den Himmel kommen" (Zitat eines Huaorani!). Die Missionare lassen nichts unversucht, die Huaorani zu verunsichern und auseinanderzutreiben (bei meinem Besuch im Dezember 1999 wurde ich von mind. vier Huaoranigruppen gefragt, ob denn nun am 31.12.1999 wirklich „das Ende der Welt kommen" würde. Geschockt von dieser Frage konnte ich zunächst nur mit der Gegenfrage kontern, wer denn einen solchen Unsinn verbreite. Die Antworten waren stets die gleichen: „Die Missionare", „Die Franziskaner", „Die Kapuziner"). Die weißen Missionare machen das Waldleben der Huaorani lächerlich, sie verbieten ihnen Nacktheit und Shamanismus und wettern gegen die Mehrehe (Huaos leben in Ein- und Mehrehe, wobei durchaus auch eine Frau mehrere Männer haben kann, falls die Bevölkerungsstruktur dies erfordert). Überhaupt ist die Frau bei den Huaorani absolut gleichberechtigt, wenngleich es eine genaue Rollenverteilung der Zuständigkeiten gibt.

Bislang blieben die meisten Versuche, das skandalöse Vorgehen der Missionare zu stoppen, erfolglos. Anerkannte Anthropologen fordern vom Weltkirchenrat den sofortigen Stopp der Missionsarbeit bei den Huaorani.