Die Ölförderung

In den 1960er Jahren wurde im Territorium der Huaorani Öl gefunden, schätzungsweise 216 Millionen Barrel (ca. 34,3 Milliarden Liter). Amerikanische Ölgesellschaften (Vorreiter war Texaco) beschlossen, dieses Erdöl auszubeuten. Texaco schätzte den Gewinn der Ölausbeutung auf etwa 2 Milliarden US-Dollar, an dem die Huaorani natürlich nicht mit einem Dollar beteiligt würden.

In der Tat hat Texaco seit 1967 rund eine Milliarde Tonnen Rohöl aus dem Regenwald gepumpt und bei diesem Unterfangen rund 65 Millionen Liter Rohöl in den Urwald verschüttet. 600 wilde Ölseen hinterließen die Amerikaner, als sie 1992 das Gebiet verließen. Ihre Förderlizenzen verkauften sie an andere Ölgesellschaften, die in ähnlichem Stil nun die Restausbeutung vorantreiben.

Verurteilt durch ein US-Gericht mußte Texaco eine Strafe von 1,5 Mrd. US-Dollar bezahlen. 200 der Ölseen wurden daraufhin beseitigt. Die übrigen 400 Ölseen verseuchen bis heute das Grundwasser und den Lebensraum der Eingeborenen.

Wilde Ölseen entlang der Pipeline im ecuadorianischen Regenwald (Fotos vom Dezember 1999) bedrohen den Lebensraum der Huaorani.

Für die Entfernung dieser Ölseen wurden häufig indianische Hilfsarbeiter angeheuert, die den hochgiftigen Schlamm zum Teil mit Plastikeimern aus den Seen heraustragen mußten. Nachdem die Seen auf diese Weise weitestgehend trockengelegt waren, wurden sie einfach mit Erdreich zugeschüttet.

Allein durch Lecks in der Pipeline gelangten bis heute mehr als 63.000 Tonnen Rohöl ins Erdreich. Zum Vergleich: Bei der Havarie der Exxon Valdez im Jahr 1989, die uns allen noch als eine der größten Ölkatastrophen in Erinnerung ist, waren es „nur" 42.000 Tonnen. Laut Greenpeace starben durch den Exxon Valdez-Unfall über 300.000 Tiere, von den Spätfolgen für Natur und Umwelt einmal ganz abgesehen. Das Ausmaß der alltäglichen Katastrophe im ecuadorianischen Regenwald kann gar nicht beziffert werden.

Entlang der „Via Auca", einer rund 100 km langen Straße (mit rund 200 km Nebenstraßen), die Texaco quer durch den Urwald geschlagen hat, läuft die überirdische Pipeline. Die Straße selbst wurde errichtet, indem man auf die staubige Erde einfach Rohöl sprühte: die Tropensonne ließ die flüchtigen Anteile verdunsten, es entstand so etwas wie Asphalt. Daß der ebenfalls allgegenwärtige Tropenregen die hochgiftigen Reste des Erdöls ständig wieder in die Erde schwemmte, schien die Erbauer der Straße nicht weiter zu stören.

Bei meinem Besuch im Dezember 1999 fanden wir die Pipeline in äußerst desolatem Zustand. Öl tropfte aus den rostigen Rohren, umgestürzte Urwaldbäume und von der holprigen Straße abgekommene Autos richten unvorstellbare Schäden an, die den Betreibern der Pipeline unter Umständen erst Tage später auffallen, wenn am „anderen Ende" der Druck plötzlich abfällt. Bis die undichte Stelle dann gefunden und repariert ist, gehen weitere Tage, wenn nicht Wochen ins Land.

Alle paar Kilometer wird das überschüssige Erdgas aus den Pipeline-Rohren abgefackelt, um Explosionen zu verhindern. Die Siedler entlang der Straße, von denen überdurchschnittlich viele an Krebs erkrankt sind, berichten von mehreren Bränden, die dadurch bereits entstanden seien. Mißbildungen von Neugeborenen häufen sich, lt. Aussage von Ärzten aufgrund der im Erdöl gelösten Schwermetalle wie Arsen und Kadmium. (Foto links: Tropic Eco.; restliche von mir)