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Etwa vier Stunden später als geplant brechen wir dann flußabwärts in Richtung Quehueire'ono auf, wo Mois Familie lebt, und treffen dort kurz nach 19 Uhr im Stockdunkeln ein. Ohne unseren Motor gestaltet sich diese Kanufahrt wie pures River-Rafting: bei jeder Flußbiegung, "Stromschnelle" oder im Wasser liegendem Baumstamm hüpfen wir alle Mann aus dem Boot und bringen dem Mistding mit Schieben und Zerren den gewünschten Weg bei. Endlich angekommen heißt es dann, das Kanu wieder zu entladen und Zelte, Kocher usw. vom Fluß hinauf ins Dorf zu tragen. Moi sucht für uns die Dorfschule von Quehueire'ono als Camp aus, weil diese ziemlich nah am Fluß liegt und im Moment ohnehin "Weihnachtsferien" sind. Unsere Ankunft spricht sich natürlich schnell herum und ruckzuck haben wir wieder -zig Huaos um uns herum, die uns alle bereitwillig beim Schleppen und beim Aufbau unserer Siebensachen helfen.
Überhaupt erscheinen mir die Quehueire'ono-Huaorani ein gutes Stück "welterfahrener" als die in Wentaro. Auf der anderen Seite habe ich natürlich durch die Erfahrungen der vergangenen Tage ebenfalls schon eine Menge "Berührungsängste" ablegen und Eindrücke sammeln können und so ergibt sich recht schnell eine angeregte Runde. Vor allem "Bollivier" (wenn ich seinen Namen denn richtig verstanden habe) sucht sofort meinen Kontakt, bemerkt mein Kaugummi und fragt, ob ich ihm auch "so ein Bonbon schenken" könne... während ich den Film in meiner Kamera wechsele, leuchtet er mir ohne Aufforderung mit meiner Taschenlampe Licht zu, um mich dann ganz unvermittelt auf spanisch zu fragen, wieviele Dollar der Apparat denn gekostet habe. Leider muß ich gestehen, daß das gute Stück wohl schon beinahe 20 Jahre alt ist und ich mich absolut nicht mehr erinnern kann.
Irgendwann essen wir dann zu Abend, wobei Moi und ich die Plätze vertauschen und er sich über das Messer und die Gabel wundert, die an seinem Platz liegen. Ghazy und ich arbeiten uns dann wieder bis 2.30 Uhr am Morgen in die Huaorani-Mentalität und -geschichte ein, allerdings werden wir immer wieder durch störende und (wie Ghazy meint) gefährliche Insekten unterbrochen. Außerdem hat mich der heutige Tag doch ganz schön mitgenommen und da sich die ganze Dorfgemeinschaft und Moi auch schon längst zurückgezogen haben, bleiben heute nacht viele Fragen ungeklärt.
Mittwoch, 29.12.1999 Den heutigen Vormittag haben die "cowode" mal ausnahmsweise nicht vetrödelt: Ghazy zieht relativ früh los, um den Außenbordmotor der Quehueire'ono-Huaorani von deren an unser aus Wentaro mitgebrachtes Kanu zu montieren, muß dabei aber leider feststellen, daß deren Motor keine "Schiffsschraube" mehr hat. Na ja, die ist bei unserem Motor noch intakt und so ist er erst einmal beschäftigt... In der Zwischenzeit gibt mir Moi Nachhilfeunterricht im Blasrohrschießen (den ich bitter nötig habe...!)
Zu diesem Zweck malt er mit meinem Kugelscheiber einen Affen auf ein Stück Pappe und hängt es an der Schulwand auf. Heute bekomme ich das große Blasrohr in die Hand gedrückt und nach ein paar Versuchen treffe ich den Affen mal am Fuß, mal am Schwanz, aber selten dort, wo ich ihn wirklich ernsthaft hätte verletzen können. Na ja, als Kriegsdienstverweigerer und überzeugter Pazifist ist man halt im
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